Die Kanzel

Die Kanzel wurde von Hieronymus Erleb in den Jahren 1603/1604 im Stile der Hochrenaissance geschaffen, der bekrönende Schalldeckel vielleicht etwas später.

In den Nischen der Kanzel stehen geschnitzte Figuren der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, dazu die Apostel Petrus, Jakobus, Andreas und Paulus (charakteristisch für eine Kanzel aus nachreformatorischer Zeit). Reiche Verzierungen mit Beschlagwerk-Ornamentik finden sich auf der gesamten Kanzel

 Kanzelkorb

Am Kanzelkorb im mittleren Feld steht die Inschrift:

Anno 1650 Hat Michael Hetling Gott und der Kirchen zu Ehren diesen Bredigstuel vergulden und vermahlen lassen"

Beiderseits davon stehen je zwei Bibelzitate:

Nehmet das Wort an mit Sanftmut, das in Euch gepflanzet ist, welches kann euer Seele selig machen“ (Jacob. 1, 21.)

Gehorchet euren Lehrern und folget ihnen, denn sie wachen über Eure Seelen“ (Hebr. 13, 17)

Erkennet, die an Euch arbeiten und Euch vermahnen, habt sie desto lieber, um ihrer Werke willen“ (Thes. 5, 12-13)

Der unterrichtet wird mit dem Wort, der teile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet“ (Gal. 6, 6).

  

 

Der Kanzelkorb wird von der Figur des hl. Stephanus (um 1640), gekleidet mit weißer Albe und roter Dalmatika, getragen. Mit seiner rechten Hand stützt er sich auf einen Schild mit dem rot-weißen Osterwiecker Stadtwappen, der Rose, in der Linken trägt er als Zeichen seines Martyriums drei Steine auf einem Buch.  

Aufgang

Der Aufgang zur Kanzel zeigt auf fünf Feldern Bilder der Tugenden:

Glaube, Liebe, Hoffnung, Geduld und Seligkeit, darunter Bibelzitate.

 

 

Im Bogen über dem Aufgang eine Christusdarstellung, darüber ein Pelikan (Christussymbol).

 

 

Schalldeckel

 

Am krönenden Schalldeckel tragen fünf Engel die Leidenswerkzeuge Christi. In der Mitte sieht man die beiden Wappen der Familien Hetling und Elemanni Upling. 1627 heiratete die Tochter des Bürgermeisters Johannes Elemanni Upling den 8. Sohn des Kämmerers Peter Hetling, Michael Hetling, der in den Jahren des 30jährigen Krieges als einer der „sechs Mannen" Mitglied des „Notstandsrates“ der Stadt war. Die beiden Familien dürften vermutlich als Stifter des prächtigen Schalldeckels eine Rolle gespielt haben.

Auch am Schalldeckel befindet sich ein Bibelzitat:

„Predige das Wort, halt an, es sei zu rechter Zeit, oder zur Unzeit, strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre" (2. Tim. 4, 2)

Der ursprüngliche Standort der Kanzel war am zweiten Südpfeiler des Kirchenschiffs. Erst nach Einbau der von Gustedt´schen Prieche wurde sie 1773 an ihren heutigen Standort versetzt.

Im Jahr 1993 wurde die Kanzel aus den Mitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz von der Restaurierungswerkstatt Windmann grundlegend restauriert.